Natur Oberbecksen
Natur Oberbecksen

Vogelschlag an Glasfassaden

An der Berolina Klinik wurde nach einer Beschwerde eines Kurgastes eine Glasfront Vogelschlagsicher entschärft. Mit diesem sehr guten Beispiel für den Artenschutz möchte die AG-Natur Bad Oeynhausen und der NABU-Kreisverband Minden- Lübbecke Nachahmer ermuntern, große Glasflächen vogelsicher zu machen. Dazu planen die Naturschützer eine Infoveranstaltung für Architekten und Baumeister.


Am 5. Oktober hatte die Kölner Diplombiologin Frau Dr. Judith Förster das wichtige Thema in einem Beamer Power-Point Präsentation im Rathaus Bad Oeynhausen dem Landschaftsbeirat des Kreis Minden-Lübbecke vorgestellt. In einer anschließenden Abstimmung beschloss der Beirat eine Eingabe an das Bauwesen der Kreisverwaltung mit dem Ziel zukünftig den Vogelschutz an Gebäuden mit größeren Glasfassaden zu berücksichtigen.


Laut Fr. Dr. Förster sterben in Europa viele Millionen Vögel, weil sie mit Glasfassaden kollidieren. Damit ist Glas heute eine der größten Gefahren für Vögel. Doch das Problem wird meist unterschätzt, da viele Vögel erst verletzt weiterfliegen, oder als leichte Beute schnell gefressen werden. Der BUND NRW hat, ein Projekt ins Leben gerufen, welches über „Vogelschlag an Glas“ aufklärt und informiert. Vögel können wie wir Menschen, Glas als solches nicht erkennen, da es zwei Eigenschaften besitzt: Entweder es ist transparent und stellt so ein unsichtbares dar oder es ist spiegelnd und täuscht dadurch eine falsche Realität vor. In beiden Fällen glauben die Vögel zu attraktiven Strukturen wie Bäumen, dem Himmel oder Artgenossen zu fliegen, und kollidieren dann mit dem Glas. Dies endet häufig tödlich, da Vögel auch auf kurzen Strecken hohe Fluggeschwindigkeiten erreichen können. Dabei kommt es oft zu inneren und äußeren Verletzungen. Selbst wenn ein Vogel nach einer Kollision erst noch weiterfliegt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das er später noch an inneren Verletzungen verendet. Oft werden tote und verletzte Vögel werden nicht bemerkt, da sie eine schnelle Beute Katzen, Marder und andere Raubtiere sind. Dieses Schicksal teilen in Deutschland mindestens 18 Millionen pro Jahr, da davon ausgegangen wird, dass pro Jahr ein bis zehn Vögel an Gebäuden sterben, und es laut statistischem Bundesamt 18 Millionen Wohngebäude gibt. Die Zahl ist jedoch nur als untere Grenze zu sehen, da Bürogebäude, Industriegebäude Sport- und Mehrzweckhallen und andere Gebäude nicht in die Statistik eingehen.
 
Weiteres und Wissenswertes :


Vögel verfügen über einige bemerkenswerte Fähigkeiten, z.B. sind ihre Augen hochentwickelt. Die meisten Vögel haben einen „Rundumblick“, doch dadurch sind sie in ihrer räumlichen Wahrnehmung eingeschränkt.Vögel erkennen Glas nicht als Hindernis und kollidieren, dieser Aufprall endet meist tödlich.
Mit der zunehmenden Verwendung von Glas in der modernen Architektur erhöht sich die Gefahr für die Tiere stetig. Neben häufigen und weit verbreiteten Vogelarten kollidieren auch seltene und bedrohte Arten.
Die Ursachen liegen häufigst in der Durchsicht oder Spiegelung.Die Vögel sehen durch die Glasscheibe z.B. eine Landschaft dahinter. Oder diese spiegelt sich in der Glasfront, in beiden Fällen, wird ihnen so ein freier Flugraum vorgetäuscht. Verglaste Hausecken, Wind- und Lärmschutzscheiben, Verbindungsgänge, Wintergärten usw. zählen zu diesen Gefahrenstellen, diese Fassaden führen Vögel in die Irre.
Ausgerechnet die am häufigsten verwendete Präventivmaßnahme „Greifvogelsilhouetten“ wirkt kaum ! Die Silhouetten sollen eigentlich anfliegenden Vögeln als Fressfeind erscheinen und zum großräumigen Ausweichen bewegen. Tatsächlich werden sie jedoch bestenfalls als einfaches Hindernis wahrgenommen, wie die häufig zu findenden Aufprallspuren direkt neben solchen Aufklebern beweisen. Unmarkierte Stellen von 10-15 cm veranlassen die Vögel zum Durchfliegen.


Präventionsmaßnahmen:

  • Fassadenbegrünung
  • Verschiedene Aufkleber die auf die Fenster aufgebracht werden
  • Außenseitiges Anbringen von Punktrastern oder Linien, diese werden meist als Siebdruck oder per Folie aufgebracht. Ein Nachteil: Sie sind auch immer für das menschliche Auge sichtbar
  • Außenseitiges Montieren von Insektenschutzgittern
  • Verzicht auf Spiegel im Außenbereich
  • Verwendung von Milchglas oder Glasbausteinen
  • Sprossen (je kleingliedriger eine Glasfassade, desto vogelfreundlicher ist sie)
  • Die Problematik „Vogelschlag“ bereits im Planungsstadium ( z.B. Hausbau) berücksichtigen

Was tun, wenn ein Vogel vor die Scheibe geflogen ist, er noch lebt, sehr benommen wirkt und nicht wegfliegt ?


Meist benötigt der Vogel nur eine Weile, bis er wieder losfliegen kann. Damit er nicht Opfer von z.B. einer Katze wird, legen Sie ihn in eine Kartonschachtel mit Luftlöchern und stellen Sie diese ins Dunkle. Gehen Sie damit nach 1–2 Stunden ins Freie und lassen sie den Vogel fliegen. Hat er sich nicht wieder berappelt und startet nicht den Flug ins Freie, kann ein Tierarzt, eine Tierauffang- und Pflegestation, eine Vogelwarte evtl. weiterhelfen. Die Überlebenschancen sind aber eher schlecht.


Weitere Informationen: Nabu / „Broschüre Glasflächen und Vogelschutz“

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© Antje Brandt